Wie ich mit Anfang 30 zur Yamaha TDR125 gekommen bin.
Es war das Jahr 2017 in dem ich spürte, es müssen Veränderungen her. (Auf das Warum, Wieso, Weshalb, gehe ich bald in einem anderen Artikel ein.) Jedenfalls habe ich nach einer Reise-Reportage in der jemand mit einem Motorrad und Zelt die Welt erkundete, die Lust und den Drang verspürt, wieder einmal etwas Verrücktes zu tun. Nämlich genau das, ein Motorrad zu kaufen um damit Touren mit leichtem Gepäck und Zelt zu fahren. Doch welches? Ich bin bis dahin gute 13 Jahre nicht mehr Motorrad gefahren.
In dem Moment viel mir mein Jugendtraum ein, die kleine Reiseenduro Yamaha TDR125.
Wenn alte Wünsche wahr werden.
Warum ausgerechnet eine Yamaha TDR 125? Diese Yamaha war, als ich 16 Jahre alt war, mein absoluter Traum. Doch den konnte ich mir damals nicht leisten. Die Yamaha hatte damals neu ab 4.700€ gekostet. Immer wenn ich im laufe der Jahre eine TDR gesehen hatte, fand ich diese einfach nur schön. Der andere eher pragmatische Grund war, dass ich gute 13 Jahre nicht mehr mit einem Motorrad gefahren bin. Das letzte Bike war eine Yamaha XT 600 im Jahr 2005, welche ich mir von einem Freund hin und wieder ausleihen durfte. Die Yamaha TDR125, war trotz der ungewöhnlich großen Größe für eine 125 ccm Maschine mit 135 kg sehr leicht. Also ideal um wieder ins Motorradfahren reinzukommen. Im Januar 2018 war es dann endlich soweit. Ich hatte auf Ebay Kleinanzeigen eine Yamaha TDR125 gefunden. Sie war im Zweitbesitz und die Vorbesitzer waren tatsächlich alles alte Herren die die kleine Reiseenduro regelmäßig gewartet und gepflegt haben.
Facts zu meiner kleinen Reiseenduro Yamaha TDR125:
- – Erstzulassung: 1998
- – Km-Stand 11.800 Km
- – Farbe rot/schwarz
- – 125 ccm Minarelli Motor
- – offen mit 24 Ps
- – Motor klang absolut sauber, kein rasseln und Leistung war auch spürbar da
- – Gewicht 135 kg
- – Zubehör Topcase
- – 2 Vorbesitzer
- – sehr guter optischer und guter technischer Zustand
- – Kaufpreis 1.400 €
Dennoch mussten altersbedingt einige Dinge ausgetauscht werden bzw. wollte ich auch den Komfort erhöhen.
- – Neue Reifen (die bisherigen waren 8 Jahre alt)
- – Motordichtsatz
- – Bremsscheiben und Klötze neu
- – Bremsflüssigkeit neu
- – Neue Federn für die Vordergabel
- – Luftfilter neu
- – Öle neu
Die ersten Testfahrten vor der Restauration.
Die 125er TDR war wirklich in einem traumhaften Zustand. Besser ging es nur nach meiner „Restauration“. Denn danach war sie wie neu und noch besser. 😉 Restauration ist vielleicht etwas übertrieben bei dem guten Allgemeinzustand der Maschine aber da ich vorhatte, wirklich auch einige Kilometer mit der TDR abzureißen, wollte ich auf Nummer sicher gehen und habe Dinge die irgendwann gekommen wären, gleich erledigt. Um aber überhaupt herauszufinden, welche Schwachstellen auftreten könnten und welche Wünsche ich an die TDR habe, bin ich erstmal 1.000 Kilometer Probe gefahren. 😀
Wie oben schon erwähnt, brauchte die Maschine neue Reifen. Die Haftungsgrenze der 8 Jahre alten Reifen war deutlich schmal geworden. Nach ein paar Testkilometern habe ich dann auch kleine Undichtigkeiten am Motor entdeckt. Nicht weiter schlimm, es waren auch noch die ersten Dichtungen. Also noch 1 x neuer Motorendichtsatz. Auch sind mir beim Komfort einige Wünsche in den Sinn gekommen. So habe ich an der Yamaha TDR125 noch eine USB Ladebuchse vermisst um mein Smartphone laden zu können, welches als Navigationssystem dient.
Der kleinen Reiseenduro sagt man nach, dass sie eine weiche Federgabel hat. Gefühlt war diese aber nach 20 Jahren noch weicher geworden. Nach ein wenig Recherche bin ich auf progressive Federn für diese Vordergabel gestoßen. Diese haben den Vorteil, dass sie mit zunehmenden Einfederungsweg härter werden.
Platz für Gepäck auf der Yamaha TDR125. Wenn ich wirklich mit der kleinen Reiseenduro große Touren machen wollte, brauchte ich Möglichkeiten um Taschen und Koffer anzubringen. Beim Kauf des Motorrads war zwar ein Topcase dabei aber das würde niemals reichen. So habe ich meinen Bruder Sebastian, welcher gelernter Metallbauer ist gefragt, ob er mir nicht zwei Kofferhalter für die Seiten schweißen kann, gefragt getan. Danke nochmal an dieser Stelle.
Warum nicht was gut ist, noch besser machen?
Für den Umbau habe ich mir Hilfe genommen. Tobias ein sehr guter Freund von mir, ist begnadeter Motocross-Fahrer und Motorrad-Schrauber. Mit seiner Hilfe wurde die Maschine besser als das Original. Als erstes haben wir die Yamaha fast komplett auseinandergebaut. So konnte ich die TDR in jeder Ritze reinigen, nach allen Kabeln schauen ob diese brüchig sind und ggf. erneuern, die Elektrik für den USB-Anschluss verlegen und absichern, sowie den Öltank fürs 2-Takt Öl mit allen Leitungen etc. prüfen.
Fast jede Schraube haben wir kontrolliert.
Dank der Reparaturanleitung für die Yamaha TDR125* lief alles reibungslos. Der Motor hat einen neuen Dichtsatz erhalten und der Kolben auch ein paar neue Kolbenringe. Dann wurde noch alles sauber gemacht und wieder verbaut. Wir haben uns jede Schraube, alle beweglichen Teile uvm. angeschaut. So haben wir eine neue Membran, einen neuen Luftfilter verbaut sowie alle Öle gewechselt und den Vergaser ordentlich gereinigt. Ich wollte eine Maschine haben die hält und ich nicht nach 5.000 km die ersten Reparaturen haben würde. Ich denke das ist uns perfekt gelungen.
Abschlussarbeiten
Die Arbeiten neigen sich dem Ende. In der Zwischenzeit habe ich die USB-Ladebuchse angeschlossen, welche mir auch gleich mit anzeigt, ob die Lichtmaschine lädt und mit welcher Spannung sie das System lädt. Das alles über den Zündschlüssel gesteuert. So konnte ich prima das Smartphone laden, während mir die Navi-App die Strecke anzeigt. Leider habe ich kein Foto mehr davon. 🙁
Als vorletzte Arbeit konnte ich noch meine Felgen mit den neuen Reifen vom Reifenhändler holen. Ich hatte mich für den Pirelli Scorpion MT90 entschieden. Über diesen hatte ich mich belesen und einige Tourenfahrer waren vom breiten Einsatzbereich von Asphalt über Trail und Gelände überzeugt. Im Laufe der Touren hatte mich dieser Reifen auch sehr überzeugt. Schotter, Schlamm, natürlich aber auch auf Asphalt und bei Regen hatte ich immer zuverlässig Gripp und ein sicheres Gefühl.
Zu guter Letzt, hatten wir die neuen Bremsscheiben und Klötze getauscht sowie das Bike nach den ganzen Arbeiten noch einmal gründlich gereinigt.
Die Yamaha TDR125 - jetzt besser als ab Werk.
Ich war so happy als die Arbeiten an meiner TDR fertig waren. Ich musste, obwohl es inzwischen schon Dunkel war, noch eine kleine Proberunde drehen. Was mir sofort auffiel war, dass das Bike jetzt sogar nochmal besser aus dem Drehzahlkeller ging und noch laufruhiger war, sofern man das von einer Einzylinder-Zweitakter behaupten kann. 😀
Am nächsten Tag bin ich dann bei Tagesanbruch gleich eine größere Tour gefahren. Es war einfach ein Traum und auf einem schönen Feldweg hatte ich dann ein paar Fotos gemacht. Die TDR stand da wie neu und fuhr sich durch die Fahrwerksmodifikation so handlich und sicher, wie man sich das von einem modernen Bike wünscht bzw. kennt. Die Originaloptik mit den Blinkern und den Spiegeln habe ich bewusst aus retrooptischen Gründen so gelassen. Mir gefiel es so gut wie es war.
Die vermutlich bis dahin einzige Yamaha TDR125 mit Seitenkoffern.
Die vermutlich bis dahin einzige Yamaha TDR125 mit Seitenkoffern.
Auf dem Bild seht ihr meine vollgepackte reisefertige TDR. Die Seitenhalter für die Q-Bag Taschen von Luis, hat mir mein Bruder so gebaut, dass diese an den hinteren Fußrasten und am originalen Gepäckträger am Heck angeschraubt werden konnten. Das hat auf allen Touren prima gehalten. Die Q-Bag Taschen haben das meiste Gewicht über der Sitzbankverteilt, so dass im Prinzip die Halter fast nur als Abstandhalter fungierten. Alles in allem bin ich im Jahr 2018 rund 9.000 Km mit der Maschine ohne Probleme gefahren. Auch längere Strecken mit 400 km – 500 km waren kein Problem. Die Sitzposition war für meine Körpergröße von 1,79 m, ideal und die Leistung hat für bequemes Pendeln zwischen 90 km/h und 120 km/h völlig ausgereicht. Wer mit so einer Art Motorrad reisen möchte, sollte sich aber im Klaren sein, dass diese für ruhiges Cruisen ideal ist aber nicht mehr. Ich empfand sie für mich alleine zum Einstieg perfekt
Fazit: Ich bin mit dieser Art von Motorrad ca. 9.000 km im Jahr 2018 gefahren. Während andere noch auf die große BMW sparen, habe ich mir etwas in wenigen Tagen gebaut, mit dem ich schon auf Reise gegangen bin. Ich möchte gern jedem Menschen Mut machen, es einfach zu tun und nicht auf das Perfekte zu warten. Wenn du zufälliger Weise gerade mit 16 Jahren deinen A1 Führerschein gemacht hast, möchte ich dich ermutigen auch auf Abenteuerreise zu gehen. Was du auf der Reise lernst, wird dich maßgeblich fürs Leben prägen und dich weiter nach vorn bringen, wie so manch gut gemeinter Sicherheits-Ratschlag, von jemanden der solche Erfahrungen bisher nicht sammeln konnte. Was aber immer beim Reisen gilt: Kopf einschalten und natürlich die Reise genießen. 😀
Ich hoffe der Beitrag hat euch gefallen. Bis bald im nächsten Beitrag von mir.
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2 Antworten
Hallo Christian spiele mit dem Gedanken mir auch eine Tdr 125 zu kaufen.
Habe aber festgestellt das ich keinen Modernen Motorradreifen dazu bekomme.
Was für einen Reifen hast du drauf?
Mir ist vor allem Handling und Grip wichtig
VG Peter
Hallo Peter, ich habe auf der TDR125 den Pirelli Scorpien MT90. Ich finde das ist ein toller robuster Reifen, der auf Asphalt und auf Schotterpiste sehr gut funktioniert sowie auch im Regen einige Reserven bietet. Ich bin da sehr zufrieden mit dem.