Wie Funktioniert ein Feuerbohrer, wie baue ich einen und was ist das beste Holz dafür?
Diese und weitere Fragen klären wir nun im folgenden Beitrag. Dir gebe ich dabei wertvolle Tipps an die Hand, wie du deinen perfekten Feuerbohrer baust mit dem du in Windeseile eine schöne Glut und natürlich ein wärmendes Feuer erzeugen kannst.
Was ist ein Feuerbohrer?
Die Erfindung des Feuerbohrers ist keine Erfindung der Steinzeit sondern geht auf eine Zeit von 6.000 Jahren vor Christus zurück, also mit ca. 8.000 Jahren eine recht junge Erfindung. Angefangen soll es haben mit dem Quirlbohren, einer Technik mit der ein bearbeiteter Stock senkrecht auf einem Stück Holz mit den Händen und Druck nach unten in Rotation gebracht wird, viele Afrikanische Stämme nutzen diese Technik auch heute noch in Perfektion. Diese Technik habe ich persönlich bisher noch nicht ausprobiert, steht aber auf meiner To-Do-Liste. In diesem Beitrag soll es um das Feuerbohren mit dem sogenannten Fiedelbohrer (Bogenbohrer) gehen. Bei dieser Technik, benötigt man auch eine Holzplatte (Bohrbrett), einen bearbeiteten Stock (Spindel), einen Stück rundes Holz (Druckstück) und eine Bogen mit seinem Seil dran. Zur Anwendungstechnik komme ich später im Artikel.
Mein Feuerbohrer-Set / Bogenbohrer:
Auf dem Bild seht ihr meinen ersten Feuerbohrer auch Fiedelbohrer genannt. Dieses Set hatten wir auch gleich am ersten Ausbildungswochenende zum Wildnis- und Erlebnispädagogen gebaut. Hier sieht man gut die einzelnen Bestandteile:
- Bogen an dem das Seil (Schnur) in dem Fall ein Paracord* befestigt ist.
- Druckstück – Runde Holzscheibe zum Draufdrücken auf den Holzstab.
- Spindel – unten angespitzter und oben abgerundeter Holzstab,
- Bohrbrett – kleine Holzplatte auf der die Spindel gedreht wird.
Materialien für den Bogenbohrer / Fiedelbohrer.
Um Frust zu vermeiden, möchte ich dir gleich zu Anfang ein paar Empfehlungen für das richtige Holz geben. Denn 50% deines Erfolges hängt schon von der richtigen Holzwahl ab. Um gleich den größtmöglichen Erfolg zu erleben und damit natürlich das Üben auch Freude bereitet, nimmst du am besten für das Bohrbrett und die Spindel weiche Holzarten wie Birke, Pappel, Lärche, Weide oder Linde. Alle 4 Holzarten eignen sich auf Grund ihrer Struktur besonders gut zum Erzeugen von Glut. Wichtig ist, dass das Holz staubtrocken ist, sonst wird sich der Erfolg auf Glut absolut nicht einstellen.
Ein kleiner Tipp von mir: Sammle kein Holz vom Boden sondern nimm Holz von abgestorbenen Bäumen, welche noch stehen. Sonne und warme Luft haben das Holz schon gut getrocknet. Wenn du dir wegen der Holzart unsicher bist, kannst du mit dem Fingernageltest einfach überprüfen ob es Weich oder Hartholz ist. Bei Weichholz, siehst du einen Abdruck deines Fingernagels im Holz – dann bist du auf der richtigen Spur.
Für das Handstück nimmst du am Besten hartes Holz wie Buche oder Eiche. Denn mit diesem Stück willst du Druck auf die Spindel erzeugen ohne unnötigen Abrieb am Druckstück zu erzeugen.
Für den Bogen eignen sich ebenfalls harte stabile Hölzer mit einem Durchmesser zwischen 2-3 cm. Für mein Seil habe ich einen Paracord* genommen, der ist nicht ganz ideal, da er rutschen kann. Wenn man ihn aber gut um die Spindel spannt, funktioniert dass auch mit dem Paracord sehr gut. Richtige Survivalprofis stellen auch ein Seil aus Brenneselfasern her. So etwas haben wir auch in der Ausbildung gelernt und geübt.
Bogenbohrer bauen.
Bogen mit Seil:
- Der Bogen sollte zwischen 60 cm bis 70 cm lang sein und aus einem robusten Stück Holz (Buche, Eiche, Kirsche z.B.) bestehen.
- 1 – 2 cm vor den Enden deines Bogens schnitzt du mit deinem Messer* 2 Kerben damit das Seil darin hält.
- Das Seil, in meinem Fall Paracord*, wird an den Enden gut befestigt. Das Seil sollte so lang sein, dass du es mit einer Schlaufe um die Spindel legst und das Seil dann straff sitzt.
Spindel:
Die Spindel sollte etwa 20 cm lang sein. Oben rundest du die etwas ab und unten spitzt du sie gut an. Mit der spitzen Seite drückst du dann aufs Bohrbrett und erzeugst beim Drehen den Abrieb.
Druckstück:
Das Druckstück sollte eine Größe haben, welche gut in deiner Hand liegt und mit der du gut Druck auf die Spindel ausüben kannst. Mein Druckstück aus meinem Feuerbohrer-Set, hat einen Durchmesser von ca. 7,5 cm. Das Druckstück kannst du vor dem Feuer machen, in der Kuhle etwas anfeuchten damit die Reibung dort geringer ist, wenn die Spindel sich darin dreht.
Bohrbrett:
- Das Bohrbrett bohrst du am Rand mit deiner Spindel an und erzeugst schon einmal eine Kuhle bzw. ein Bohrloch in der die Spindel später geführt wird. Um dir das Anbohren einfacher zu gestalten, schnitzt du mit deinem Messer* schon einmal an der Stelle wo die Kuhle entstehen soll vor, damit die Spindel gleich eine gute Führung hat.
- Wenn du das Bohrloch fertig hast, es musst nicht tief sein, schnitzt du an den Rand eine Kerbe hinein. Durch diese Kerbe soll dann die abgerieben Späne von Spindel und Bohrbrett fallen.
Die Bohrtechnik mit dem Bogenbohrer.
Bevor du mit dem Bohren bzw. dem Feuer machen anfängst, solltest du noch 2 Dinge tun: 1. Das Zundernest vorbereiten, welches du mit der im Feuerbohrer erzeugten Glut, entzünden willst und 2. natürlich deine Feuerstelle mit kleinen und großen trockenen Holzstücken vorbereiten, in die du dann dein brennendes Zundernest legst und damit das Holz für dein wundervolles Lagerfeuer entfachst.
Okay, aber jetzt fangen wir mit der Bohrtechnik an. 😀
- Auf den Boden legst du eine flache Unterlage. Das kann z.B. ein Stück Rinde sein. Auf dieser fängst du das Holzpulver vom Bohren auf, welches durch die Kerbe rieselt.
- Darauf legst du das Bohrbrett, auf das du dich mit deinem linken Fuß stellst. Linkshänder können es andersherum machen, und den rechten Fuß aufs Bohrbrett stellen. Der Fuß sollte auf jeden Fall nah am Bohrloch stehen. Mit deinem rechten (oder linken) Bein kniest du dich hin.
- Wickle nun das Seil des Bogens mit einer Windungen um die Spindel herum. Das Seil sollte straff sitzen.
- Die Spindel sitzt mit der spitzen Seite auf deinem Bohrbrett. Der Bogen muss nach rechts zeigen, die Spindel zum linken Bein. Bei Linkshändern genau andersherum.
- Zu guter Letzt, setzt du das Druckstück auf die Bohrspindel und ziehst den Bogen vor und zurück. Am Anfang unbedingt langsam, damit du deine Kräfte schonst und etwas Abrieb ohne Glut erzeugst. Deine Hand mit dem Druckstück fixierst du mit deinem linken Bein und deinem Oberkörper. Dein Handgelenk presst gegen das Schienbein des aufgestellten Beines.
- Beim Aufsteigen des ersten Rauchs, kannst du dann das Tempo erhöhen. Wichtig ist das genügend Abrieb durch die Kerbe auf deine Unterlage rieselt. Die Menge sollte Kirschkern- bis Haselnussgroß sein.
- Erhöhe nun den Druck auf die Spindel. Der Rauch sollte nun noch stärker werden. Jetzt solltest du nochmal 10-15 Sekunden, so schnell wie du kannst, die Spindel rotieren lassen.
- Prüfe nun ob die abgeriebene Substanz auf deiner Unterlage qualmt.
Wenn der Abrieb qualmt oder sogar glüht, lege diesen nun in dein Zundernest und puste hinein bis es brennt. Alternativ kannst du dein Zundernest auch in in der Luft hin und her wedeln bis der Rauch kommt und anfängt mit brennen. Danach solltest du das brennende Zundernest schnell in deine Feuerstelle geben und weiter pusten damit das Feuer Energie bekommt, das Holz zu entfachen.
Wenn du das nun geschafft hast, kannst du sehr Stolz auf dich sein. Du hast nun dein erstes Feuer mit dem Feuerbohrer selber gemacht.
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